Bei der Million Euro Challenge in Mainz am letzten Samstag verpasste Carsten Poszwa (Possi, 2. Platz FUN-Liga) knapp den TV Tisch und die Chance auf eine Million Euro. Von tausenden Online Qualifikanten gewann Carsten das Sit & Go Shootout und fand sich in einem der 45 Spieler Finals wieder. Carsten kam ins HeadsUp bei seinem Finale, musste sich dann aber leider geschlagen geben.

Die Finalsieger spielten dann am TV Table bei DSF um die HeadsUp Teilnahme gegen drei Full Tilt Profis. Der Sieger des letzten Jahres, Martin Kläser konnte nicht nur 2 Profis besiegen und 300.000 € Siegprämie einstreichen sondern gewann bei der WSOP dieses Jahr in Las Vegas auch gleich sein erstes Bracelett.

Ungekürzter Bericht:

Dann will ich gerne mal ein paar Zeilen verlieren um über meinen wahrlich spektakulärsten Pokertag zu berichten. Angefangen hatte das Ganze damit, dass Mülli (Christian_M) mich Samstag früh, ca. 06.30h abholen wollte. Leider hatte mein Arbeitgeber am Freitag zu einer großen Feier (5.000 Leute in den Messehallen) geladen – und dem konnte ich nicht so recht widerstehen. Ende vom Lied war, das ich um 05.30h zu Hause war. Also kurz duschen, Aspirin einwerfen und schon war Fahrer Mülli vor der Tür. Anschließend schnell Sese und seine Freundin abgeholt und ab Ging die wilde Fahrt. Wir waren noch nicht mal auf der Autobahn und ich war eingeschlafen;-)

In MZ angekommen und mitlerweile stark verkatert wieder aufgewacht, fanden wir uns ca. 11.30h vor der Halle wieder. Wie im forum schon mehrfach beschrieben, das totale Chaos, kein Einlass mehr und ne Reihe widersprüchliche Aussagen der Türsteher wie es weitergeht. Mit Hilfe kleinerer Tricks kamen wir dann doch irgendwie rein und bekamen alle unsere Sitzkarten für den dritten Heat der dann gegen 17h losging.

Aufgrund meines körperlichen Zustandes war ich eigentlich nicht sonderlich motiviert und freute mich schon fast auf die Heimreise – ohnehin hatte ich mir bei dem Turniermodus (starke Blindserhöhungen und nur der Tischsieger kommt ins Finale) nicht viele Hoffnungen gemacht. Insbesondere in der Vorrunde war der ganze Verlauf doch sehr stark vom Kartenglück abhängig. Bei 5.000 Startstack und Blinds von 400/800 bereits in der vierten Stufe gewann ich meine erste Hand in dem ich die Blinds stehlen konnte. Gleich darauf stiegen die Blinds erneut und ich hatte bei Blinds 700/1500 und einem Stack von ca. 4.000 Chips nicht wirklich viele Handlungsmöglichkeiten. In erster Position fand ich KJ suited -> klar, All-in! Werde von AT suited gecallt, im Flop treffe ich den Jack und habe zugleich den flush-draw, turn bringt mir den Flush, somit hatte ich erst mal etwas Ruhe. Nachdem ein Spieler dann einen nach dem anderen vom Tisch nahm waren nur noch 3 Spieler am Tisch und es ich gewann die Schlüsselhand: Ich mit ca. 11T Chips bei Blinds 2.500/5.000 am Buttom, Chipleader mit ca. 35T Chips im SB und der Dritte im BB mit 4.000 Chips auto-all-in. Mit QJ suited raiste ich all-in um gegen den BB zu spielen. Leider wurde ich von Chipleader gecallt, da er aber 99 aufdeckte und ich aufm Turn den Buben traf gingen wir ziemlich gleichwertig ins Heads-up. Langsam Morgenluft schnuppernd war ich der agressivere Spieler und erarbeitete mir ein kleines Übergewicht. Dann machte ich meines Erachtens eine Fehler, der mir jedoch den Turniersieg brachte. Ich raiste mit 9,3 suited aus dem SB all-in um den BB zu stehlen, hatte aber leider übersehen, dass der Stack meines Gegners nur noch 2,5 BB stark war und wurde folgerichtig prompt gecallt. Gegen 10,8 off wurde ich zwar nicht dominiert, lag aber natürlich hinten. Wie dem auch sei, auf dem River machte ich den Flush perfekt. Das beschriebene Kartenglück war auf meiner Seite, insgesamt verlor ich nur einen günstigen Showdown, alle 40/60-60/40-Entscheidungen gingen zu meinen gunsten aus. Badbeats gabs am ganzen Tisch nicht.

Also nix mit nach Hause fahren sondern warten auf das Finale. Los gings um ca. 20.30h. Es wurden 6 von einander getrennte MTT mit ca. 48 Teilnehmern gespielt wo von jeweils der Sieger Heute im DSF (wann ist denn die Übertragung eigentlich?) mit der Chance auf ne Mille spielt. Startstack waren 10.000 Chips bei jetzt humaneren Blindserhöhungen. Nach den ersten Runden dachte ich erstmal „WOW, hier geht´s ganz schön ab!“ Ich möchte behaupten, 90% der Spieler verstanden echt was vom Pokern und jede Hand war hart umkämpft und meist auch ziemlich teuer. Einzige Chance die ich sah, mich hier einigermaßen gut aus der Affäre zu ziehen war wirklich diszipliniertes Spiel ohne irgendwelche Moves – das machten meine Gegner schon zu Hauf. So callte ich ein mal mit AQ suited im BB ein Raise (dreifach) und foldete nachm erfolglosen Flop. Ansonsten nicht viel Spielbares dabei gewesen. Nach einer Stunde gabs die erste Pause, ich hatte genau einen Flop gesehen und war runter auf 7.400 Chips. Dennoch war ich mitlerweile guter Dinge. Zum einen bin ich es gewohnt als Smallstacks durch die Sit&go´s zu wandern, zum anderen war mir klar, dass ich mit nem Monster relativ sicher Spielkameraden finden würde.

Weiter gings und es kamen regelmäßig Monster wie T-2, J-7 oder ähnliches. So langsam musste was passieren. Die Blinds waren nun bei 1.000/2.000 und ich mit ca. 6.400 Stack im BB – endlich: KK! Perfekterweise raiste einer aus mitlerer Position zweifach und alle anderen foldeten. Auf mein All-in bekam ich natürlich den Call und ich konnte gegen A6 suited aufdoppeln.

Kurz darauf, bei Blinds 1.500/3.000 callte ich aus später Position mit 88 ein all-in von einen Spieler, der gerade einen großen Pot verloren hatte und den ich etwas tilt einschätzte, wobei ich hierbei selber das Turnier riskierte. Den Coin-Flip gegen KQ off gewann ich. Nachdem ich mit AK und einen 3fachem raise keinen Mitspieler fand, ging ich mit 31.000 Chips in die zweite Pause – ca. 20 Spieler left, Average bei ca. 40.000

Nach Wiederbeginn stiegen die Blinds auf 3.000/6.000 und taten mir schon verdammt weh. So musste ich den BB ein mal schmerzhaft abgeben, konnte Ihn mir aber ausm SB mit 99 und einem All-in-Raise wiederholen. Währenddessen wurde der dritte Tisch aufgelöst und es flogen weiter munter Leute raus. Bei den Händen war ich leider nicht involviert, aber Haupsache ich war noch dabei;-)

Als die Blinds dann direkt auf 5.000/10.000 stiegen bei noch 13 Spielern war klar, mit der Stufe geht’s an den Final-Table. Schnell flogen zwei Leute raus und es musste noch einer raus um den 10er-Table perfekt zu machen. Preistechnisch war dies wie üblich die extrem wichtige Stufe. So bekam der elfte nen ganzen Pokerkoffer und der zehnte aber schon einen 200€-Elektrogutschein. Leider wollte komischerweise keiner rausfliegen, es spielten alle auf Zeit und der BB wanderte zu mir. Aus erster Position raiste ein Small-Stack (glaube ca. 36.000) auf nur doppelten BB – 20.000 – sehr monsterverdächtig meiner Meinung nach. Alle anderen foldeten und ich schaute mir meine Karten an – AQ suited! Ich überlegt echt lange, fluchte schon warum das jetzt gerade an elfter Postition passieren muss. Während ich überlegte, fing ich aber an mich zu erinnern (ich wollt´s mir zumindest einreden), dass dies einer der wenigen schwachen Spieler am Tisch war um kam zum Schluss, ich muss es einfach probieren. Also schob ich meine letzten 18.000(?) auch noch rein und wurde gecallt. Zu meiner Freude deckte er QJ off auf und ich konnte aufdoppeln. Kurz darauf flog einer raus, der Final-Table war perfekt und die Freude jetzt schon mal nen richtigen Preis sicher zu haben riesengroß. Mein Stack lag mit 51.000 Chips wohl knapp unter dem Average, da der Final-Table aber mit Blinds 3.000/6.000 begonnen wurde war wieder etwas Luft.

Anschließend kam mein bisher aufregenster und aktionreichster Tisch des Lebens. Zunächst alles beim alten, die Jungs spielten munter agressiv drauf los und ich schaute mir das relativ unbeteiligt an (war ich müde?). Es gab auch eine relativ einfache Erklärung für das agressive Spiel: von Platz 10 bis einschließlich Platz 5 gab´s die gleichen Preise. So gingen die Blinds vorbei und ich bekam a la Dealer AK. Aus früher Position wurde auf 24.000 geraist und ich ging sofort all-in, wollte aber eigentlich keinen call hören da ich nen mittleres Pocket vermutete und keine Lust auf nen coinflip hatte. Aber ich bekam den call und war erfreut AQ beim Gegner zu sehen – ich konnte auf ca. 95.000 aufdoppeln und wollte es weiter ruhig angehen lassen. „Leider“ bekam ich jetzt Karten die mich zum handeln zwangen. Gleich darauf klaute ich Blinds mit AQ nach nem Raise (dreifach). Anschließend ging´s munter weiter: Blinds in der Zwischenzeit wieder auf 5.000/10.000 bekam ich (auch wieder direkt danach) A9 suited in mittlerer Postition und alle foldeten zu mir hin – ich raiste erneut dreifach und freute mich breits über den Blindsgewinn als der BB plötzlich seine ca. 55.000 reinschob. Ich sagte noch so schön „da schein ich wohl hinten zu liegen“, fühlte mich aber comited und legte noch 25.000 nach. Mit A9 lag ich dann auch gegen 99 ordentlich hinten und ich musste die hälfte meines Stacks abschreiben. Nächste Hand AQ, unglaublich!!! Und? Mal wieder Aktion: aus erster Position geht der Small-Stack, ca. 30.000, All-in, ich überlege nicht lang: re-raise-all-in! Es hat die Wirkung nicht verfehlt, alle anderen schmeißen weg und ich spiele gegen den, zum handeln gezwungenen, small-stack, aber mit KK war seine Hand wesentlich stärker als erwartet (und gehofft) und ich lag erneut weit hinten. Wieder war die Wahrscheinlichkeit Sieger und ich war innerhalb von 2 Händen vom Chipleader zum absoluten Small-Stack geschrumpft – 18.000 Chips hatte ich noch und der BB noch genau eine Hand entfernt. Die nächste Hand hielt ich für nicht spielbar und somit hoffte ich auf meine letzte Chance im BB -> T-7 offsuited „könnte besser sein“ dachte ich mir. Aber wenigstens lief die Runde für mich. Bis zum Buttom foldeten alle woraufhin dieser (selber small) all-in pushte. SB war raus und somit kams zum Duell T-7 gg A-6. Im Flop kam ne T und der Turn brachte mir den Drilling ;-) Somit war ich wieder bei 41.000 was jedoch immer noch keine Handlungsmöglichkeiten zu ließ. Die nächste Hand im SB foldeten erneut alle zu mir hin, was habe ich? AK suited! Also geht sie wieder ab die wilde Fahrt: all-in! Ich konnte den BB stehlen und zeigte die Starthand. Und es ging weiter, nächste Hand AT, vor mir war ein caller, ich konnte einfach nicht mehr und abnehmen würde es mir auch keiner mehr -> fold! Nachdem ich ein mal noch die Blinds stehlen konnte, nahm ich „irgendwie“ – komischerweise war ich mitlerweile etwas nervös;-) – noch einen vom Tisch, ich meine mit KQ suited gegen AJ, und wir waren nur noch 3 Spieler. Stack ich ca. 180T, ein anderer ca. 300T und der dritte ca. 100T, Blinds bei 15T u. 30T und ich bekam keine Hände mehr. Was den Chipleader sehr freute, da er zwei mal in Folge aus dem SB meinen BB mit einen Raise auf 75T angriff und ich einfach nicht callen konnte. Als er es ein drittes mal versuchte, hatte ich noch ca. 90T liegen und fühlte mich mit Q6 suited auf der Hand zum Handeln gezwungen – All-in! - zu mal ich Ihm auch keine starke Hand gab und somit hoffte, ohne Showdown die Chips zu gewinnen. Sein Call ließ keine Sekunde auf sich warten, und er entschuldigte sich sofort bei mir: Aces! Na gut dachte ich, Dritter ist ja nicht schlecht, stand auf, und sah als erste Karte eine 6, die dritte war dann die nächste 6!!! Großes raunen um den Tisch, mitlerweile saß auch ein Kamera-Team sowie ein Kommentator am Tisch und Fotographen drumherum. Ebenso hatte sich dieser Freak, welcher letztes Jahr gewonnen hatte sich blicken lassen und feuerte meinen Gegner an – gut Bayern müssen halt zusammenhalten, darüber hinaus kannten sie sich wohl auch. Die konnten dann schön den ersten richtigen Bad-Beat des Turniers in den ich verwickelt war (sowohl positiv als auch negativ) live verfolgen und ich war Chipleader. Wahnsinn! Jetzt war wirklich Ende, ich war aber so was mit den Nerven fertig, die nächsten Hände waren quasi auto-fold. Blinds stiegen auf 20/40T und wenig später nahm der eine Spieler (gegen den ich die Asse geknackt hatte) den Smallstack vom Tisch.

Heads-Up!!!!! Wie geil!!! Leider hatte ich mich immer noch nicht wirklich beruhigt und ehrlich gesagt lief alles nur noch im Unterbewusst ab. Ich hatte ca. 250T, mein Gegner 300T Karten und keine Bilder mehr in Sicht. Nachdem wir beide jeweils den SB gefoldet hatten, fing er an agressiver zu werden. Den Plan hatte ich auch, aber mit echt schlechten Händen (10-6, 8-3 oder sonst was) konnte ich kein raise callen und wollte mich selber auch nicht in eine Situation bringen in der ich comited bin. Ein Raise auf 100T callte ich mit JT, im Flop 8,3,2 und er schiebt all-in, zwei Overcards, J hoch war mir zu niedrig für einen Call. Nach turnierende erfuhr ich, er hatte ebenfalls JT ;-( Ärgerlich! Also verschob sich das Verhältnis schnell auf 170 zu 380T zu meinen Ungunsten. Dann bekam ich K6 und es war leider soweit, ich raiste auf 100T und bekam umgehend ein re-raise-all-in. Jetzt saß ich da, hatte noch 70T bei mir liegen und wähnte mich logischerweise hinten. Dennoch callte ich und hatte gegen A2 sogar noch bessere Chancen als gedacht. Leider kam keine Hilfe und das Turnier war beendet………

 

Zusammenfassend muss ich sagen, am Schluß wäre es auch nicht mehr gerecht gewesen, hätte ich das Ding gewonnen und ich bin hochzufrieden so weit gekommen zu sein. Am Schluß hat dann einfach auch ein wenig Kartenglück gefehlt um den ganz großen Wurf zu landen. Dafür hatte ich die Stunden zuvor zumindest kein Pech (bis zum Schluß kein Bad-Beat und in kein Monster gelaufen) und bei vielen Coin-flips sogar das nötige Glück auf meiner Seite. Gepaart mit einfachem Poker ohne Moves und / oder große Bluffs hat´s echt Spaß gemacht sich bis ins Head´s-Up bei einem so großem Turnier zu „mogeln“. Denn pokertechnisch hatten viele der Finalteilnehmer vermutlich einiges mehr zu bieten als ich. Scheinbar unterstützt durch meinen nicht unerheblich vorhandenen Kater war ich die Ruhe selbst, lief eigentlich nicht in Gefahr mehr zu „zocken“ als nötig und so stellte sich die solide Strategie als durchaus erfolgreich dar. Wenn ich jetzt demnächst die 6 Finalteilnehmer (Typ mit langen dunklen Haaren und Vollbart drücke ich jetzt die Daumen) im DSF sehen werde, werde ich mich sicher etwas ärgern, denn so nah werde ich der Million wahrscheinlich nie wieder kommen. Der kleine Reisegutschein entschädigt aber durchaus für einiges ;-)

Zum Schluß möchte ich mich noch mal ausdrücklich bei den Mitgereisten Sese, seiner Freundin und Christian für die tolle Unterstützung bedanken. Insbesondere Christian dürfte sich wie nen Krankenpfleger gefühlt haben, denn mit mir war lange echt nichts anzufangen. DANKE ;-)